Weihnachtsbotschaft S.E. Erzbischof Mark an die Gläubigen der Deutschen Diözese

Du ließest uns, Christus Gott, in Deiner Ankunft das Licht aufstrahlen, Du Licht vom Licht, des Vaters Abglanz (Abendgottesdienst zu Christi Geburt)

Die Geburt unseres Herrn Jesus Christus, liebe Brüder und Schwestern, ist „das wichtigste Ereignis seit dem Tag, an dem die Sonne aufging, bis zu dem Tag, an dem sie erlischt“ (sel. Abba Justin). An diesem lichten Festtag bezeugt die Kirche: „Deine Geburt, Christus unser Gott, ließ erstrahlen der Welt das Licht der Erkenntnis“. Was bedeutet das? Das bedeutet, dass bis zur Fleischwerdung des Wortes Gottes keiner unter den Menschen Den im unzugänglichen Licht wohnenden Gott (1. Tim. 6, 16) schauen konnte. Doch geboren wurde von der irdischen Jungfrau der Gottmensch, der Herr Christus, der Abglanz des Vaters, und brachte den Menschen das rettende Wissen, – das Licht der Gotteserkenntnis. Die unauslöschliche Sonne der Gerechtigkeit wurde Mensch und siedelte sich, – in der demütigen Gestalt des Kindes, – in unserer verfinsterten, vorübergehenden und vergänglichen Welt an.

Heute feiern wir die Geburt Dessen, Der Selbst von Sich sagte: Ich bin das Licht der Welt (Jo. 8, 12). Lasst uns aber, liebe Brüder und Schwestern, mit Furcht und Zittern feiern, denn dieses Licht ist nach dem Wort Gottes gleichzeitig  auch Gericht: Dies aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht (Jo. 3, 19). Das ist nicht nur über die Juden gesagt, die zur Zeit Jesu lebten und Ihn nicht annahmen. Gesagt ist das über all jene, die zu allen Zeiten, selbst bis ans Ende der Welt, das Licht der Liebe Christi ablehnen, da sie die sündige Finsternis mehr lieben.

Der in Sünde gefallene Mensch hat die ursprüngliche sündlose Welt angesteckt und sie ins Dunkel gestürzt, in die Macht des Todes und des Teufels. Durch Sünde und Kleinglaube können auch wir in Christus Getauften heute fallen und vom Herrn abfallen.

Um dieser Gefahr zu entweichen, rufen wir zu Ihm, wie uns die Heilige Kirche lehrt: „Vielleuchtende Sonne, lass mir deinen rettenden Glanz der Buße aufleuchten“ (Oktoechos). Auf einen solchen Ruf zögert der Herr nicht mit Seiner Antwort, denn Er ist eben dafür unter den Menschen erschienen, um Sünde, Tod und Teufel zu besiegen. Uns aber ist es gegeben, zu Teilhabern Seines Sieges zu werden, wenn wir im zweifelsfreien Glauben an Seine Göttliche Allmacht die Waffen des Lichts Christi anlegen (Röm. 13, 12), um mit Seiner Hilfe in uns die finstere Macht der Sünde und des Todes zu überwinden und gemäß der untrüglichen Verheißung des Heilands zu wahren Söhnen des Lichts werden (Jo. 12,36). Darin eben besteht auch unsere göttliche Vorsehung, Ziel und Sinn unseres irdischen Lebens. Daran erinnert uns der heutige Festtag: Gott Selbst kommt auf die Erde, um den Menschen zu seinem Urbild zurückzuführen, seinem Anfang, seinem Schöpfer. Gott wird im menschlichen Körper geheimnisvoll geboren, auf dass der Mensch ebenso geheimnisvoll aus einem gefallenen, sterblichen und vergänglichen Wesen zu einem Gott der Gnade nach wiedergeboren werden könne.

Danken wir doch aus ganzem Herzen dem allbarmherzigen Herrn, Der uns aus der Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht berufen hat (1. Petr. 2, 9). Wenn am Ende der Zeiten der Herr Christus in der Herrlichkeit Seines Vaters kommt, um jedem nach seinen Werken zu vergelten (Mt. 16, 27), wenn diese fühlbare Sonne erlischt wie eine abgebrannte Kerze, werden die in Christus Geretteten in ewiger Seligkeit im ungeschaffenen Licht der Sonne der Gerechtigkeit verweilen und weder eines Leuchters noch des Sonnenlichts bedürfen (vgl. Apok. 22, 5). Dafür ist der Unterpfand Christus unser Gott, der in Bethlehem von der Immerjungfrau Maria geboren wurde – Alpha und Omega, Anfang und Ende. Amen.

Christus wird geboren, lobpreiset!
Berlin­München Christi Geburt 2013

Share