Der heilige Apostel Andreas

Festliches Gedächtnis: 30. November / 13. Dezember

Tropar des Heiligen Andreas:

Erstberufener und des Oberhauptes Bruder / flehe, o Andreas zu dem Gebieter des Alls / auf das Friede verliehen werde der Welt / und unseren Seelen große Gnade. (Übersetzung: Alexios von Maltzew, Band VIII, Menologion I, S. 464)

 

Der Apostel Andreas war gebürtig aus Galiläa. Dieser nördliche Teil des Heiligen Landes war besonders fruchtbar und malerisch, und seine Einwohner waren gutmütig und gastfreundlich. Die Galiläer lebten recht locker mit den Griechen zusammen, die in großer Anzahl ihr Land besiedelten, und viele sprachen griechisch und trugen sogar griechische Namen. Der Name Andreas hat griechischen Ursprung und bedeutet übersetzt “der Mannhafte”.

 

Als Johannes der Täufer an den Ufern des Jordan zu predigen begann, folgte Andreas zusammen mit Johannes Zebedäus (der mit ihm aus einer Stadt stammte – Bethsaida) dem Propheten nach, weil er hoffte, durch seine Lehre Antworten zu finden auf seine geistigen Fragen. Viele begannen zu denken, dass Johannes der Täufer auch der erhoffte Messias sein könnte, aber er verkündete den Menschen, dass er nicht der Messias sei, sondern nur gesandt wäre, Ihm den Weg zu bereiten. Zu dieser Zeit kam der Herr Jesus Christus zu Johannes dem Täufer an den Jordan, um sich taufen zu lassen, und dort, auf den Herrn weisend, sagte dieser seinen Jüngern: “Seht das Lamm Gottes, welches auf sich nimmt die Sünden der Welt”. Als er dies hörte, folgte Andreas mit Johannes Jesus nach. Der Herr fragte, als er sie sah: “Wessen bedürft ihr?” Sie sagten: “Rabbi (Lehrer), wo wohnst Du?” “Kommt und seht”, antwortete Jesus, und seit dieser Zeit blieben sie Seine Jünger. Am selben Tag ging der Apostel Petrus zu seinem Bruder Simon Petrus und sagte ihm: “Wir haben den Messias gefunden”. Auf diese Weise schloss sich Petrus den Jüngern Christi an.

 

Jedoch die Apostel widmeten sich nicht sofort ganz und gar der apostolischen Berufung. Wir wissen aus dem Evangelium, dass die Brüder Andreas und Simon Petrus und die Brüder Johannes und Jakob für gewisse Zeit zu ihren Familien zurückkehren und sich mit ihrer gewohnten Arbeit beschäftigen mussten – dem Fischfang. Einige Monate später ging der Herr Selbst am See Galiläas entlang und rief, als er sie fischen sah: “Folgt Mir nach, und Ich werde euch zu Menschenfischern machen”. Daraufhin verließen sie ihre Boote und Netze, und seit diesem Tag waren sie untrennbare Jünger Christi.

 

Andreas, der früher als andere Apostel dem Herrn nachfolgte, erhielt den Namen “Der Erstberufene”. Er war mit Christus zusammen während der gesamten Periode seines öffentlichen Wirkens.

Nach der Auferstehung des Erlösers wurde der Apostel Andreas mit den anderen Jüngern der Begegnung mit Ihm gewürdigt und weilte auf dem Ölberg, als der Herr, sie segnend, zum Himmel empor getragen wurde.

 

Nach der Herabkunft des Heiligen Geistes warfen die Apostel Lose, wer in welches Land gehen sollte, um das Evangelium zu predigen. Dem Heiligen Andreas fielen die Länder zu, welche längs der Küste des Schwarzen Meeres lagen, der nördliche Teil der Balkanhalbinsel und Skythien, d.h. das Land, auf welchem sich später Russland herausbildete. Nach der Überlieferung predigte der Apostel Andreas auf der Halbinsel von Tauris, kam dann den Dnjepr entlang hoch in den Norden und gelangte an den Ort, wo später Kiew entstand. “Glaubt mir”, sagte der Apostel seinen Jüngern, “dass auf diesen Bergen die Gnade Gottes erstrahlen wird: hier wird eine große Stadt sein, der Herr wird dieses Land durch die heilige Taufe erleuchten, und viele Kirchen hier erbauen”. Hernach segnete der Apostel Andreas die Kiewer Berge und errichtete auf einem von ihnen ein Kreuz, weil er die Annahme des Glaubens durch die zukünftigen Bewohner Russlands voraussah.

 

Nach der Rückkehr nach Griechenland hielt sich der Apostel Andreas in der Stadt Patras auf, gelegen am Golf von Korinth. Hier heilte er von Gebrechen durch Handauflegen viele Menschen, unter denen sich auch die bekannte Maximilla befand, die aus ganzem Herzen an Christus glaubte und Jüngerin des Apostels wurde. Da so viele Bürger von Patras an Christus glaubten, entfachte der örtliche Herrscher Egeat Hass gegen den Apostel Andreas, und verurteilte ihn zum Tod durch Kreuzigung. Der Apostel, der die Verurteilung nicht im geringsten fürchtete, enthüllte mit flammender Rede vor den Versammelten die geistige Kraft und die Bedeutung des Kreuzesleidens des Erlösers.

 

Der Herrscher Egeat glaubte nicht der Predigt des Apostels, nannte seine Lehre Wahnsinn. Dann befahl er den Apostel so zu kreuzigen, dass er länger leiden sollte. Man band den heiligen Andreas an einem Kreuz fest, welches dem Buchstaben X glich, schlug keine Nägel in seine Hände und Füße, um nicht sofort den Tod herbeizuführen. Das ungerechte Urteil Egeats löste im Volk Empörung aus, jedoch blieb das Urteil trotzdem in Kraft.

 

Als er am Kreuz hing, betete der Apostel Andreas unablässig. Vor der Scheidung seiner Seele vom Körper strahlte ein himmlisches Licht über dem Kreuz, und in seinem Glanz entschlief der Apostel zum ewigen Königreich Gottes. Der Märtyrertod des Apostels Andreas des Erstberufenen erfolgte etwa im Jahre 62 nach Christi Geburt.

 

Die Russische Kirche, die den Glauben von Byzanz empfing, deren Bischöfe ihre Nachfolge auf den Apostel Andreas zurückführen, zählt sich selbst auch zu seinem Erbe. Deshalb wurde das Gedächtnis des heiligen Andreas des Erstberufenen so festlich begangen im vorrevolutionären Russland. Zar Peter I. stiftete zu Ehren des Apostels Andreas einen erstrangigen und höchsten Orden, welcher zur Belohnung hoher Staatsbeamter verliehen wurde. Seit den Zeiten Peters machte die russische Flotte die Andreasflagge zu ihrem Banner, ein blaues Andreaskreuz auf weißem Grund, in deren Schatten die Russen viele Siege errangen.

 

 

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