Orthodoxes Treffen – 2009

Vom 24.12.2009 bis zum 26.12.2009 fand in München in der Kathedralkirche der Heiligen Neumärtyrer und Bekenner Russlands das alljährliche “Orthodoxe Treffen” statt. Insgesamt nahmen mehr als 100 Personen aus verschiedenen Städten Deutschlands an dem Treffen teil. Sie kamen aus verschiedenen Städten Deutschlands, es gab auch – wie immer – Besucher aus der Schweiz und Österreich. Da in diesem Jahr die gewohnten Daten für das Treffen (nämlich 26-28.12.) mit dem Samstag und Sonntag zusammenfielen, wurde beim Treffen im vorigen Jahr die Frage gestellt, in welche Richtung man die Terminierung verschieben solle. Entgegen der Erwartung, dass viele sagen würden: “Wir haben deutsche Ehemänner (Ehefrauen) und können nicht an Heiligabend zum Treffen kommen”, hat sich die große Mehrheit dafür ausgesprochen, das Treffen am 24.12 beginnen zu lassen. Es hat sich gelohnt: es kamen viele Neulinge. Und noch ein Unterschied zu den früheren Jahren: die Mehrheit hat sich vorab angemeldet. Während sich früher maximal 20 bis 25 Leute anmeldeten, war jetzt vorab klar, dass 70 gemeldete Teilnehmer zu erwarten waren.

Die Organisatoren waren sogar besorgt darüber – war dies die gewohnte Proportion zur realen Teilnehmerzahl, so wären 300 Personen zu erwarten. Aber die Veränderung zeugte zum Glück nur von einem gewachsenen Verständnis dafür, was die Organisation eines solchen Treffens bedeutet. Dieses erfreuliche Phänomen ist mit Sicherheit darauf zurückzuführen, dass sich auf unserer Webseite – sobor.de – Information befand mit der Bitte sich anzumelden. Das erwies sich als sehr hilfreich.

Der Rhythmus des Treffens war der gewohnte: täglicher gottesdienstlicher Zyklus mit Beichte und Kommunion sowie eine Reihe von Vorträgen (mit Simultanübersetzung ins Deutsche).

Die Thematik umfasste Hagiographie, neuere Kirchengeschichte, Mission und Pädagogik, und schließlich das Verhältnis von Wissenschaft und Glauben – „Kreationismus“ gegen „Evolutionismus“.
Zum Thema «Der heilige Hierarch Filaret von Moskau (Drosdov) – sein kirchliches Wort und Wirken» sprach S. E. Mark, Erzbischof von Berlin und Deutschland, während der Erzpriester Nikolai Artemoff über den «Hl. Johannes von Kronstadt – sein geistliches Lebenswerk und seine Verherrlichung in der Russischen Kirche» berichtete. Prof. Alexander Kornilov (Universität von Nizhni-Novgorod) informierte über seine Arbeit zur Geschichte der Russischen Auslandskirche, wobei er zahlreiche Fotos (PowerPoint) zeigte zu folgenden zwei Themen: «Der Erzpriester Adrian Rymarenko: priesterlicher Dienst in der Sowjetunion, im Nachkriegs-Deutschland und den Vereinigten Staaten» und «Mission und Lebenswerk der orthodoxen Geistlichkeit in den Flüchtlingslagern: am Beispiel des Lagers Schleissheim bei München».

Der Erzpriester Michail Dronov, der über die «Religiöse Erfahrung bei Heranwachsenden» sprach, stattete seinen Vortrag ebenso mit einer Präsentation aus wie Alexander Naumtsev, ein Gemeindemitglied der Münchner Kathedralkirche, der aber in Russland arbeitet. In seinem Vortrag «Systematische geistlich-ethische Aufklärungsarbeit unter der getauften Bevölkerung im Gebiet von Krasnodar und Krymsk» stellte er die Tätigkeit der „Interregionalen Stiftung zur Unterstützung der geistlichen und ethischen Aufklärung: VOZNESENIJE“ (http://mof-voznesenie.ru), die ihre Tätigkeit mit den Segeln des Patriarchen Kirill entfaltet. Am “runden Tisch” zum Thema «Der biblische Schöpfungsbericht und die heutige Wissenschaft – Evolutionismus und Kreationismus» saßen drei Erzpriester zusammen: Michail Dronov, Ilya Limberger und Nikolai Artemoff. Es wurden einige extreme Positionen, Vorurteile und Missverständnisse der beiden Seiten – des radikalen Evolutionismus und des fundamentalistischen Kreationismus – diskutiert. Vater Ilya entwickelte zum Thema seine Sicht einer mathematischen Perspektive, indem er den Unvollständigkeitssatz des deutschen Mathematikers Kurt Gödel heranzog. Vater Michail steuerte historische Korrekturen zu den allgemein verbreiteten Ansichten bei und erzählte, wie Darwin selbst seine Arbeit einschätzte. Vater Nikolai unterstrich die liturgische Perspektive bei der Auslegung der Heiligen Schrift, die die künstlichen Versuche aufhebt, wissenschaftliche Daten mit dem Text der Bibel in Übereinstimmung zu bringen.

Zum Abschluss dieses fruchtbaren Treffens, in dem zu allen Themen lebendige Diskussionen stattfanden wurden auch die Wünsche gesammelt, was die Thematik der künftigen Treffen angeht.
Einer der Teilnehmer – selbst ein Spezialist auf dem Gebiet – bot an, durch einen Vortrag das Thema der heutigen Biologie zu entfalten. Was die liturgische Exegese betrifft, so stehen die ersten drei Kapitel des Buches Genesis auf dem Programm. Auch wurde vorgeschlagen über den Wert der kirchenslawischen Sprache zu reden, über die konkrete Anwendung des Typikons in der heutigen gottesdienstlichen Praxis und die Gemeindesatzung. In Fortsetzung des Themas Erziehung der Jugendlichen, waren die Teilnehmer auch interessiert sich mit dem Einfluss der Schule und im größeren Rahmen mit der orthodoxen Psychologie der Familie zu beschäftigen, mit dem Einfluss der Massenmedien und der Manipulation des menschlichen Bewusstseins, d. h. das Interesse richtete sich auf das Leben und die Probleme des orthodoxen Menschen in der heutigen Gesellschaft. Zugleich interessierte auch das Thema der Ikonenmalerei, wie die Bildhaftigkeit in der Kirche geistlich geschaut werden soll, das Wort als Werkzeug des Gebets und die Rolle der Musik im Gottesdienst. Es wurde vorgeschlagen, einen Vortragenden aus einer der orthodoxen Landeskirchen zu einem rein theologischen Thema einzuladen.
Alles in allem stimmten die vorgeschlagenen Themenkreise in vielem mit den Wünschen früherer Jahre überein. Stets gab es ein Interesse an der Kirchengeschichte, am Leben einzelner Heiliger und wie Heiligkeit gelebt wird. Darüber hinaus aber wurden in früheren Treffen Vorschläge gemacht zur vergleichenden Theologie, der Geschichte kirchlicher Spaltungen, sei es im Vergleich der altertümlichen mit denen aus neuerer Zeit, sei es im Hinblick auf einzelne Momente (hierbei wurde die Tätigkeit des Patriarchen Photios im 9. Jahrhundert erwähnt). Teilnehmer früherer Treffen waren an folgenden Themen interessiert: die Lage der orthodoxen Kirche in Deutschland, die Perspektiven der Jugend in unserer Kirche (wie unsere Jugend die Kirche sieht und ihre Position in ihr bestimmt, welche Entwicklungsperspektiven es hier gibt). Aber welche von diesen Themen in den künftigen Treffen bearbeitet werden können, hängt davon ab, ob wir Referenten hierzu finden bzw. die Themen in eigener Regie bearbeiten können. Zu solcher Arbeit und konkreten Vorschlägen sei herzlich eingeladen!

Themen der Vorträge:

  • Hagiographie: «Der heilige Hierarch Filaret von Moskau (Drosdov) – sein kirchliches Wort und Wirken» S. E. Mark, Erzbischof von Berlin und Deutschland
  • «Der hl. Johannes von Kronstadt – sein geistliches Lebenswerk und seine Verherrlichung in der Russischen Kirche» Erzpriester Nikolai Artemoff

  • Geschichte: Prof. Alexander Kornilov (Universität von Nizhni-Novgorod)

1. «Der Erzpriester Adrian Rymarenko: priesterlicher Dienst in der Sowjetunion, im Nachkriegs-Deutschland und den Vereinigten Staaten»

2. «Mission und Lebenswerk der orthodoxen Geistlichkeit in den Flüchtlingslagern:  am Beispiel des Lagers Schleissheim bei München»

  • Religiöse Pädagogik: «Religiöse Erfahrung bei Heranwachsenden» Erzpriester Michail Dronov
  • «Systematische geistlich-ethische Aufklärungsarbeit unter der getauften Bevölkerung im Gebiet von Krasnodar und auf der Krym-Halbinsel» Alexander Naumtsev
  • Wissenschaft und Glaube: «Der biblische Schöpfungsbericht und die heutige Wissenschaft– Evolutionismus und Kreationismus»

Donnerstag, 24. Dezember 2009
15:00 Bittgottesdienst
Eröffnung des Treffens durch S. E. Mark, Erzbischof von Berlin und Deutschland
15:30 «Der heilige Hierarch Filaret von Moskau (Drozdov) – sein kirchliches Wort und Wirken» S. E. Mark, Erzbischof von Berlin und Deutschland
17:00 Vigil (Beichtmöglichkeit)
19:45 Abendessen

Freitag, 25. Dezember 2009
07:15 Stundenlesung, Göttliche Liturgie
09:35 Frühstück
10:15 «Mission und Lebenswerk der orthodoxen Geistlichkeit in den Flüchtlingslagern:  am Beispiel des Lagers Schleissheim bei München» Prof. Alexander Kornilov
11:45 «Systematische geistlich-ethische Aufklärungsarbeit unter der getauften Bevölkerung im Gebiet von Krasnodar und auf der Krym-Halbinsel» Alexander Naumtsev
13:00 Mittagessen
14:45 «Religiöse Erfahrung bei Heranwachsenden» Erzpriester Michail Dronov
16:45 Teepause
17:00 Abend- und Morgengottesdienst (Beichtmöglichkeit)
19:45 Abendessen

Samstag, 26. Dezember 2009
07:15 Stundenlesung, Göttliche Liturgie
09:35 Frühstück
10:15 «Der Erzpriester Adrian Rymarenko: priesterlicher Dienst in der Sowjetunion, im Nachkriegs-Deutschland und den Vereinigten Staaten» Prof. Alexander Kornilov
11:30 «Evolutionismus und Kreationismus» zur heutigen Diskussion im Verhältnis von Wissenschaft und Glauben – Erzpr. M. Dronov, Erzpr. Ilya Limberger, Erzpr. N. Artemoff
13:30 Mittagessen
15:00 «Der hl. Johannes von Kronstadt – sein geistliches Lebenswerk und seine Verherrlichung in der Russischen Kirche» Erzpriester Nikolai Artemoff
17:00 Sonntags-Vigil

 

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