Beitragsbild: Tropar in kirchenslawisch
Tropar in deutsch
(nach der Übertragung in:
Maria Naumenko,
Geschichten meiner liebsten Heiligen
und der Gottesmutter-Ikone von Kursk)
Als unüberwindliche Mauer
Und Quelle der Wunder
haben wir Dich erworben, Allreine Gottesgebärerin,
deshalb besiegen wir die Angriffe der Widersacher,
indem wir Dich bitten:
Schenke unserem Vaterland Frieden
und unseren Seelen große Gnade
Ab Dienstag, 11. Juni. Am dritten Tag der Allerheiligsten Dreiheit, und während der gesamten nachfolgenden Woche des Pfingstfestes (sploschnaja sedmiza) weilte die große russische Ikone der Gottesgebärerin – die Kurskaja Korennaja – in Berlin.
Etwa vierzig Gläubige empfingen am späten Dienstagabend vor der Kirche des Schutzes der Allheiligen Gottesgebärerin die heilige Ikone mit dem Gesang des Tropars: “Als unüberwindliche Mauer und Quelle der Freude haben wir, Deine Knechte, Dich erworben, Allreine Gottesgebärerin”. Die Ikone übernahm unser Priester, Vr. André, aus dem irischen Dublin, man könnte sagen, der Wiege der Orthodoxie der nördlichen Völker Westeuropas. Vielleicht wurde nicht zufällig diese Route für die Ikone gewählt, wissen wir doch, dass von den Britischen Inseln in alter Zeit in das damalige heidnische Germanien Prediger des Christentums kamen, solche wie zum Beispiel der Hieromärtyrer Bonifatius. Und der heilige Märtyrerkönig Eduard, der England an der Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert regierte, erweist unwandelbar seinen Schutz und Schirm nicht nur unserem Ältesten (starosta) Eduard Vladimirovitch, sondern auch der gesamten Gemeinde.
Am nächsten Tag, Mittwoch, besuchte die Ikone in Berliner Krankenhäusern leidende Kranke. Erinnern wir uns: das ist dieselbe Ikone, durch die der heilige Seraphim Sarovskij in seinen Knabenjahren geheilt wurde! Auch zu unserer Zeit reißen die Erzählungen über wundersame Heilungen nicht ab.
Am Mittwochabend, wie es Brauch ist in unserer Kirche, wurde der Akathistos zur Allreinen Gottesgebärerin gesungen. Noch fand nicht statt die Abgabe des Festes der Allerheiligsten Dreiheit, und die Kirche war voll des Wohlgeruchs an duftendem Grün. Brauchen wir zu erwähnen, dass es ein ungewöhnlicher Akathistos war, eine Vielzahl von Orthodoxen stand in einer Reihe, um die Ikone zu verehren, welche sorgsam und liebevoll geschmückt war, und in der Kirche gab es eine Menge Leute. Alle waren in Freude und Ehrfurcht vereint, mit einem Wort, es war ein Fest! Aber auch nach dem Gesang des Gottesdienstes leerte sich die Kirche keineswegs, Gemeindemitglieder und Freiwillige lasen der Reihe nach den Psalter und den Akathistos. Für die Lesung von Gebeten konnte man sich am Kerzentisch einschreiben. Und für viele war es die erste Erfahrung mit einer Lesung in der Kirche, und dann gleich, welche! Doch wenn du vorliest vor dieser Ikone, die eigene Stimme und die Stimme des Partners hörst, fühlst du sehr bald die Gegenwart Derer, für Die du hier in der Kirche gelesen hast, und die Stimme wird ausgeglichener, und das kirchenslawische Wort wird plötzlich verstehbarer… Wir waren Zeugen davon, wie einige Pilger sich erstmalig im Leben entschlossen, kirchenslawisch zu lesen (“verzeiht, wenn ich‘s nicht hinbekomme…”), und wie die Gesichter und Stimmen sich aufhellten, und wie sie danach von der Ikone nicht weggehen konnten. Es ist wahr, diese Empfindung der Gegenwart geht später vorüber, aber die Erinnerung daran bleibt für das ganze Leben.
Stehen im Gebet in der Kirche “Schutz der Allheiligen Gottesgebärerin”
Dieses Stehen im Gebet währte reihum Tag und Nacht. Vr. André zelebrierte an jedem Tag Gottesdienste vor der Ikone – Göttliche Liturgien und Akathisten, und bewachte auch nachts das ihm anvertraute Heiligtum. Unser Gemeindeältester verbrachte ganze Nächte in der Kirche mit der Ikone. Dabei war ihm treuer Helfer unser Altardiener Peter, mal lesend und singend in kirchenslawischer, mal in deutscher Sprache, mal allein, mal mit anderen Gemeindemitgliedern. Diese Lesung war durchweg annehmbar auch für russischsprachige Gemeindemitglieder und Pilger, dank der Achtsamkeit und Ernsthaftigkeit von Peter, und konnte auch denen vermittelt werden, die mit ihm lasen und hörten. Eine besondere, gesegnete Stille stellte sich zu dieser Zeit in der Kirche ein…
Die Ikone in der serbischen Kirche
Am Donnerstag und Freitag wurden Liturgien gefeiert. Die Ikone besuchte Donnerstagabend auch unsere serbischen Freunde in der Kirche des heiligen Nikolaj von Serbien (Velimirovic), und Samstagmorgen die Kathedrale am Hohenzollerndamm.
In der Auferstehungskathedrale am Hohenzollerndamm
Chorsänger/innen aus der Kathedrale waren mehrmals in unserer Kirche, sangen alle gemeinsam und lasen Gebete. Am Freitag- und Samstagabend konnte man gleichfalls ihrem ergreifenden Gesang der Gebete zur Gottesgebärerin lauschen. Einmal gesungen, wieder und abermals wiederholt, im Streben, dieses Gottesdienstwunder, die Verehrung, den Anruf an unsere Mutter, die Allheilige Gottesgebärerin, zu verlängern.
Kreuzumzug mit der Kurskaja-Korennaja-Ikone unter der Leitung von Vr. André
Glockengeläut zur Zeit des Kreuzumzugs
Passage der Gläubigen unter der wundertätigen Ikone
Am Sonntag fand nach dem Gottesdienst ein Kreuzumzug mit der Ikone statt, und es kam die Zeit des Abschiednehmens. Zum Zeichen des Schutzes der Gottesgebärerin hielt Vr. André mit Diakon Sergej die Ikone über die Häupter der Gläubigen, die in einer Reihe unter dem wundertätigen Bildnis der Gebieterin hindurch gingen. Danach setzte die Ikone Ihren Weg fort, zu Kirchengemeinden in Deutschland.